Höhnwilen oder Hääwiile

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vgl. auch


Betrachtung der historischen Schreibweisen und Hintergründe


Gemeinde Ermatingen, Kanton Thurgau ... Gemeinde Raperswilen, Kanton Thurgau


Datei:Walestä Hääwiile Landeskarte.jpg Datei:Hääwiile Landeskarte.jpg

Fruthwilen Ortstafel.jpg Datei:Höhnwilen Wegweiser2.jpg

Siedlungsnamen mit Schreibweisen Hääwiile und Lanterschwiil (Thurgauer Gemeinde Ermatingen) in der Landeskarte (vgl. Abb. ganz oben) sowie mit Schreibweisen Höhnwilen und Lanterswil auf dem Wegweiser

Schriftbilder wie Hääwiile, Lanterschwiil und Renedaal wirken allgemein eher befremdend gegenüber besser vertrauten Schriftbildern wie Fruthwilen, Höhnwilen, Lanterswilen und Rennental, welche als Gebrauchsnamen auf allgemeine Akzeptanz stossen. vgl. auch Grundsätze zur Schreibung geografischer Namen.


vgl. auch swisstopo Zeitreise


Schreibweisen in der amtlichen Vermessung und Ortsplänen

Höhnwilen / Hääwiile

Datei:Ober Hääwiile AV.jpg Datei:Höhenwiler Wegweiser3.jpg

Hääwiile als Lokalname und Höhnwilen als Strassenbezeichnung (Gebrauchsname) in der amtlichen Vermessung (ThurGIS) sowie Höhnwilen auf dem Wegweiser


Lanterswilen / Lanterschwiil

Lanterschwil AV.jpg Datei:Höhenwilen Wegweiser4.jpg

Lanterschwiil als Lokalname und Lanterswil als Strassenbezeichnung (Gebrauchsname) in der amtlichen Vermessung (ThurGIS) sowie Lanterswilen auf dem Wegweiser


Wolfsberg / Wolfsbärg

Datei:Wolfsbärg AV.jpgWolfsberg Portalschild.jpg

Wolfsbärg als Lokalname und Wolfsberg als Strassenbezeichnung und Bezeichnung des Schlosses (Gebrauchsname) in der amtlichen Vermessung (ThurGIS) sowie Wolfsberg auf dem Portalschild.

Im Namenbuch findet man Schloss Wolfsbärg auf der Landeskarte Schloss Wolfsberg)


Ulmberg / Ulmbärg

Ulmberg AV.jpg Ulmberg Wegweiser.jpg

Ulmbärg als Lokalname und Ulmberg als Strassenbezeichnung (Gebrauchsname) in der amtlichen Vermessung (ThurGIS) und Ulmberg auf dem Wegweiser


Büren / Büüre

Datei:Büüre AV.jpg Datei:Büren Ortstafel.jpg

Büüre als Lokalname und Bürenstrasse als Strassenbezeichnung (Gebrauchsname) in der amtlichen Vermessung (ThurGIS) und Büren auf Ortstafel


Ortsplan Ermatingen

Für Benutzer von Karten und Plänen ist es unverständlich, dass wie oben in der amtlichen Vermessung sichtbar für eine Örtlichkeit zwei Schreibweisen existieren. Eine dritte Schreibweise von Höhnwilen und Lanterswilen findet sich auf untenstehenden Ortsplan von Ermatingen: Hääwile mit nur einem -i und Lanterschwil mit -schwil. Auf dem Ortsplan ist Wolfsberg als Gebrauchsname und Ulmbärg dagegen als Lokalname kartiert.


Ortsplan Ermatingen.jpg

Ortsplan von Ermatingen


Historische Schreibweisen gemäss Thurgauer Namenbuch

Höhnwilen

Deutung gemäss Ortsnamen.ch: heninwîlare: PN Hano + -wilare: ‘beim Gehöft des Hano’.

  • <1300 Henwile
  • 1496 Henwil
  • 1361 Henwyle
  • 1362 Henwil
  • 1369/1374 Henwille
  • 1389/1422/<1450 Henwile
  • 1496 Henwil
  • <1500 Hennwylenn
  • 1506 Henwil
  • 1524 Henweiler
  • 1599 Henwÿl
  • 1634 Heewÿlen
  • 1659 Henweilen
  • 1671 Heenweilen
  • 1731 Hänwillen
  • 1832 Henweilen
  • 1838 Höhnwyler
  • 1887 Höhnweilen (Ober- und Unter-)


Lanterswilen

Deutung gemäss Ortsnamen.ch: 1. *lantbrëhteswîlare: PN Lantbrëht + -wile: ‘beim Gehöft des Lantbrëht’. 2. *lantrateswîlare: PN Lantrat + -wîlare: ‘beim Gehöft des Lantrat’

  • 1272 Landretiswiller
  • 1286 Landrehtswile
  • 1373 Landrotzwille
  • 1385 Landoltzwile
  • 1413 Landeltʒſwile
  • 1413 Landeltʒwile
  • <1450 Landertschwil
  • 1465 Landertſchwiler
  • <1500 Landertschwyl
  • 1507 Landerswila
  • 1556 Landertschwyl
  • 1562 Lanndertschwylen
  • 1572 Lanndtertſchweill
  • 1574 Landtertſchwÿlen
  • 1579 Lanndterschwÿl
  • 1579 Lanndtertschwyl
  • 1579 Landerschweiler
  • 1642 Landertſchwÿllen
  • 1645 Landterschweilen
  • 1649 Landertſchwÿllen
  • 1659 Landterschweilen
  • 1679 Landtertschwÿlen
  • 1700 Landterſchwihlen
  • 1702 Landterſchweilen
  • 1731 Landterschwillen
  • <1765 Landetschweil
  • <1832 Lantersweilen
  • 1838 Lanterswylen
  • 1885 Lanterswilen Siegfried, Karte
  • 1887 Lantersweilen


Rennental

Deutung gemäss Ortsnamen.ch: *ze dem rennentale: Appellativ renne + Appellativ tal: ‘im Tal, das in eine Rinne ausläuft, wo es ein Rinnsal hat’

  • 1372 Rennental
  • <1500 Rennental
  • 1599 Renental
  • 1634 Rennenthal
  • 1637 Rennenthal
  • 1640 Rennenthal
  • 1643, 1646, 1683 Rennenthal
  • 1748 Rennethall
  • 1763 Rennendahl
  • <1765 Rahnenthal
  • <1832 Rennenthal
  • 1838 Rennenthal
  • 1885 Rennenthal Siegfriedkarte


Büren

Deutung gemäss Ortsnamen.ch: *ze den biuren: Appellativ bûrr(i)a Pl.: ‘bei den Häusern’.

  • >1355 Bu̍rrun
  • 1440 Büren
  • 1454 Bu̍ren
  • 1457 Bu̍ren
  • 1477 Büren
  • 1484 Buro
  • 1499 Büro
  • 1510 Bûro
  • 1550 Büren
  • 1599 Beÿren
  • 1600 Beuren
  • 1634 Bürren
  • 1705 Beüren
  • 1763 Beüren
  • 1792 Beÿren
  • 1838 Büren
  • 1887 Büren


Schreibweisen in historischen Karten

Höhnwilen

Dufourkarte

  • 1855 / 1860 / 1865 / 1870 / 1875 / 1880 / 1885 / 1890 / 1900 Höhnwyler (vgl. Siegfriedkarte ab 1885 Höhnwilen)
  • 1910 / 1920 Höhenwilen (vgl. Siegfriedkarte ab 1885 Höhnwilen, nicht Höhenwilen)
  • 1935 Höhnwilen (gleiche Schreibweise wie Siegfriedkarte)


Siegfriedkarte

Datei:Höhnwilen Siegfriedkarte.jpg

  • 1885 / 1900 / 1915 / 1930 / 1945 Unter- und Ober- Höhnwilen


Datei:Höwilen Alte Landeskarte.jpg

Alte Landeskarte

  • 1957 1966 1972 1978 1884 Unter Höwilen / Ober Höwilen (gemässigte mundartliche Schreibweise gemäss Weisungen 1948)


Lanterswilen

Dufourkarte

  • 1855 / 1860 / 1865 / 1870 / 1875 / 1880 / 1885 / 1890 / 1900 Lanterswylen
  • 1910, 1920, 1935 Lanterswilen (in der Siegfriedkarte findet sich bereits seit 1985 die Schreibweise Lanterswilen, welche erst 1910 in der Dufourkarte übernommen wurde)

Siegfriedkarte

Lanterswilen Siegfriedkarte.jpg

  • 1885 / 1900 / 1915 / 1930 / 1945 Lanterswilen


Lanterschwilen alte Landeskarte.jpg

Alte Landeskarte

  • 1957 1966 1972 1978 1884 Lanterschwilen (gemässigte mundartliche Schreibweise gemäss Weisungen 1948)


Rennental

Dufourkarte

  • 1855 / 1860 / 1865 / 1870 / 1875 / 1880 / 1885 / 1890 / 1900 / 1910 / 1920 / 1935 Rennenthal


Siegfriedkarte

Rennenthal Siegfriedkarte 1945.jpg Renedaal Rennental.jpg

  • 1885 / 1900 / 1915 / 1930 / 1945 Rennenthal (Abbildung rechts: neue Wanderkarte mit der offiziellen heutigen Schreibweise Renedaal und der künftigen Schreibweise Rennental


Renental Alte Landeskarte 1957.jpgRenental Ortstafel.jpg

Alte Landeskarte

  • 1957 1966 1972 1978 1884 Renental (gemässigte mundartliche Schreibweise gemäss Weisungen 1948)
  • Abbildung rechts: Ortstafel Renental Diese Schreibweise dürfte vermutlich nach dem 2. Weltkrieg aus der alten Landeskarte übernommen worden sein


Historische, aktuelle und künftige Schreibweisen

  • bis 1945 Rennenthal (Siegfriedkarte)
  • 1957 - 1992 Renental (alte Landeskarte)
  • 1998 - 2010 Renedaal (aktuelle Landeskarte)
  • ab 2016 Rennental (künftige Landeskarte)


Büren

Dufourkarte

  • 1855 / 1860 / 1865 / 1870 / 1875 / 1880 / 1885 / 1890 / 1900 / 1910 / 1920 / 1935 Büren


Siegfriedkarte

Datei:Büren Siegfriedkarte 1946.jpg

  • 1885 / 1900 / 1915 / 1930 / 1945 Büren


Datei:Büren Alte Landeskarte 1957.jpg

Alte Landeskarte

  • 1957 1966 1972 1978 1884 Büren


Gebäudeadressen

Höhnwilen

Lanterswilen

  • 1928 Lanterswilen im Ortsbuch der Schweiz
  • Heutige Gebäudeadresse: unverändert seit 1928 Lanterswilen

Rennental

  • 1928 Rennenthal im Ortsbuch der Schweiz
  • Heutige Gebäudeadresse: Rennental (benanntes Gebiet, aus thal wurde tal)


Rennentalstrasse.jpg

Rennentalstrasse Diese Schreibweise dürfte vermutlich in der ersten Hälfte des 20 Jh. und vor der Verbreitung der alten Landeskarte entstanden sein.

Büren


Rennentalstrasse.jpg

Bürenstrasse

Allgemeine Betrachtungen und Kommentare

Schreibregeln für Lokalnamen

Es ist allgemein zu beobachten, dass die Schreibweisen sowohl in Schreiberzeugnissen als auch von Lokalnamen bis Anfangs des 20. Jh. ziemlich instabil waren. Erst gegen Ende des 19. Jh. / Anfangs 20. Jh. begannen sich die deutsche Rechtschreibung im Sprachgebrauch zu etablieren vgl. Geschichte der deutschen Rechtschreibung. Die Publikation von amtlichen Karten wie Dufour- und Siegfriedkarte dürfte zur Harmonisierung der Schreibweisen von Lokalnamen beigetragen haben. Allerdings dauerte es bis 1948, als erstmals Schreibregeln für Lokalnamen (Eigennamen) erlassen wurden.

Vgl. Auch Historische Schreibweisen von Thalwil


Beim Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte wurde nach dem 2. Weltkrieg versucht, die Schreibweisen der Lokalnamen noch stärker zu harmonisieren, vor allem, was die mundartlichen Schreibweisen anbelangte. Dabei wurden auch etablierte Schreibweisen von Siedlungsnamen geändert, welche bereits als Gebäudeadressen verankert waren, was zu Konflikten führte. 1948 wurden die Weisungen 1948 zur Schreibweise der Lokalnamen in der deutschsprachigen Schweiz erlassen. Grundsatz dieser Weisungen in Art 7: Die Schreibung der Namen von geringer, lokaler Bedeutung, für die nach Artikel 4 und 5 keine besondere Regelung vorgesehen ist, erfolgt in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache nach den im Anhang zu diesen Weisungen enthaltenen Grundsätzen und Schreibregeln. Es wurde nicht einfach festgelegt in Mundart resp. Ortsmundart zu schreiben, sondern mit den Grundsätzen und Schreibregeln wurde bewusst eine gemässigte und nicht eine besonders lautnahe Mundartschreibweise festgelegt (Wenn Mundartschreibung, dann eine gemässigte Mundartschreibung).


Die Grundlage zu Schreibregeln für Lokalnamen wurde mit dem Bundesratsbeschluss vom 22.2.1938 festgelegt, aus welchem dann 10 Jahre die Weisungen 1948 entstanden sind (und nach 73 Jahren die Weisungen 2011). Leider wurde mit diesem Beschluss die einmalige Chance verpasst, eine Eidgenössische Kommission zur Koordination der Nomenklatur einzuführen aus Vertretungen von Sprachwissenschaft und Namenforschung wie auch paritätisch von Kartenbenutzer auf Stufe Bund, Kanton und Gemeinden sowie von Post und Verkehrsunternehmungen. Eine solche Kommission hätte kaum zugelassen, dass in der Schweiz neben den bereits mundartlichen Formen -wil und -wilen auch noch ein -wiile eingeführt worden wäre.


Änderung von Höhnwilen in Höwilen im Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte

Für Lokalanmen extrem mundartlich wirkende Schreibweisen wurden später mit dem Thurgauer Namenbuch eingeführt, obschon der Mitautor dieses Namenbuches, Oskar Bandle, im Artikel der Thurgauer Zeitung vom 12.1.1951 eine normalisierte, pragmatische Schreibweise der Flurnamen (gemäss Weisungen 1948) propagierte und sogar davon ausging, dass die Schreibweisen von Siedlungsnamen nicht verändert werden. Hätte das Thurgauer Namenbuch diese Grundsätze angewandt, hätte auf der Landeskarte und in der amtlichen Vermessung ein grosses Fiasko vermieden werden können (vgl. hier). Die amtliche Vermessung hatte sich damals geweigert, eingebürgerte Schreibweisen von Lokalnamen in mundartliche Formen zu ändern, insbesondere gerade Schreibweisen von Siedlungsnamen. Die Schreibweise des Siedlungsnamen Höhnwilen hätte 1957 besser nicht in Höwilen und erst recht nicht ca. 1996 in Hääwiile geändert werden sollen, da sie als Siedlungsnamen und Adressen mehr als nur eine lokale Bedeutung aufweisen. Anstelle der amtlichen Vermessung hatte (gemäss Thurgauer Namenbuch 1.1 Seite 42) das Staatsarchiv des Kantons Thurgaus neue Schreibweisen für die neue Landeskarte von 1957 geliefert (wahrscheinlich auch diesen Siedlungsname Höwilen, Lanterschwilen und Renetal).


Änderung von Rennenthal in Renental im Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte

Analog der Änderung von Höhnwilen von der Siegfriedkarte zu Höwilen in der alten Landeskarte (1957) wurde Rennenthal in die mundartliche Schreibweise Renental (vgl. Ortstafel) geändert, während wahrscheinlich noch vor diesem Wechsel die Strasse als Rennentalstrasse traditionell mit 2 -n jedoch ohne th geschrieben wurde (Anfangs des 20. Jh. begann sich das Weglassen des h nach t durchzusetzen vgl. hier). Das Weglassen des h nach t nach 1900 beeinflusste z.T. auch die Schreibweise von geografischen Namen, insbesondere bei Bildung von neuen Kartenwerken oder Ableitungen für neue Namen wie z.B. Strassennamen, sehr verbreitete Namen wie z.B. Thalwil behielten jedoch das th. Bei Änderung von orthografischen Regeln behalten geografische Namen als Eigennamen grundsätzlich die bisherige Schreibweise bei und ändern nicht automatisch.


Übernahme der Schreibweise Hääwiile aus dem Namenbuch

Datei:Ober Hääwiile Namenbuch.jpg

Im Kanton Thurgau wurden für die Schreibweise der amtlichen Vermessung die Schreibweisen aus dem Namenbuch übernommen.

Neue Schreibweisen: seit ca. 1996

Gemeinde Ermatingen

Traditionelle Schreibweise Neue Schreibweise aus dem Namenbuch
Unterhöhnwilen Under Hääwiile
Oberhöhnwilen Ober Hääwiile
Lanterswilen Lanterschwiil
Wolfsberg Wolfsbärg
Ulmberg Ulmbärg


Gemeinde Rapperswilen

Traditionelle Schreibweise Neue Schreibweise aus dem Namenbuch
Rennental Renedaal
Büren Büüre


Obige neue Schreibweisen erfolgten nicht nach den offiziellen, gemässigten Weisungen 1948, sondern es wurde für den Kanton Thurgau eine neue, sehr lautnahe Schreibweise gewählt, welche für Karten und Pläne extrem mundartlich und ungewohnt erscheinen und nicht auf allgemeine Akzeptanz stossen. Begründet wurde dieser Entscheid damit, dass die Schreibung gemäss Weisungen 1948 nicht mehr der zeitgenmässen Mundartschreibung entsprechen würde (vgl. Thurgauer Namenbuch 3.1 Seite 9). Es wurde dabei missachtet, dass Weisungen 1948 nicht einen generellen Grundsatz zur Mundartschreibung beinhalten, sondern eine Mundartschreibung mit vorgegebenen Schreibregeln für eine gemässigte Schreibung. Es wurde zudem verkannt, dass die Schreibregeln Weisungen 1948 auch nicht den damaligen Mundartschreibweisen entsprachen (es existierten damals bereits Schreibregeln von Eugen Dieth), sondern dass es sich bei den Schreibregeln Weisungen 1948 um eine spezielle, für Karten geeignete Mundartschreibweise handelt, welche das gewohnte traditionelle Schriftbild mitberücksichtigt.


Schon die Schreibweisen Unter Höwilen sowie Ober Höwilen stiessen 1957 auf ungenügende Akzeptanz, erst recht nicht diese für Lokalnamen extremen Schreibweisen Under und Ober Hääwiile. Vgl. dazu


Warum Hääwiile z.B. bei einem Grundbuchverwalter nicht auf Akzeptanz stösst

Vgl. Leserbrief vom 7.8.2009 in der Thurgauer Zeitung

Mit Interesse habe ich die verschiedenen Artikel über die Änderung von Flurnamen gelesen. Auch ich habe mich bei der Einführung des EDV-Grundbuches in Ermatingen öfters über die Schreibweise geärgert. Vor allem musste man drei- oder viermal hinschauen, damit keine Schreibfehler passierten. So wurde z.B. aus MatzenreinMaazerooa oder aus Höhnwilen Hääwiile. Kein Mensch weiss aber, wo Hääwiile liegt. Der Drovettisberg wurde zum Truettisbärg verunstaltet. Nach Intervention eines Anwohners, welcher mit einer Urkunde belegen konnte, dass ein Herr Drovetti auf diesem Berg gewohnt hat, wurde uns versichert, dass der Truettisbärg wieder zum Drovettisberg wird. Das Westerfeld, welches im Westen von Ermatingen liegt, wurde zum Wösterfäld. Hat das nun etwas mit Westen, mit Wäsche oder mit was zu tun?

Bei der Besprechung von Kaufverträgen musste ich mehrere Mal Bemerkungen entgegennehmen: «Werden bei euch keine Tippfehler korrigiert?» Meiner Meinung nach wurde übers Ziel hinausgeschossen und Fehler wie z.B. Truettisbärg, das sicher Drovettisberg heissen muss, in die Pläne aufgenommen.

Hans Weibel, a. Grundbuchverwalter, Ermatingen


Übernahme der Schreibweise Büüre aus dem Namenbuch

Datei:Büüre Übersichtsplan.jpg Datei:Büren Ortstafel.jpg

Büüre als aus dem Namenbuch übernommene Schreibweise in die amtlichen Vermessung resp. Übersichtsplan (Siehe Abbildung oben)


Datei:Büüre LK.jpg Datei:Büren LK 25.jpg

Die neue Schreibweise Büüre wurde in die amtliche Vermessung und auch in die Landeskarte übernommen (vgl. Zoomstufe 5, Strassenkarte vgl. Abb links) wurde dann jedoch im eigentlichen Landeskartenwerk später zurück geändert (vgl. Zoomstufen 6-11 vgl. Abb. rechts)


Warum wurde Büren überhaupt in Büüre geändert?

  • Vergleicht man die historischen Schreibweisen von Büren, so erkennt man, dass die Schreibweise Büren' einer in der Vergangenheit eher häufigen verwendeten Schreibweisen entspricht und bereits im Jahr 1440 existierte. Wie in den meisten anderen über ca. 10'000 veränderten Schreibweisen der Lokalnamen im Kanton Thurgau tauchen die neuen Schreibweisen kaum je als historische Schreibweisen auf. Bei der Begründung der Änderungen der Schreibweisen im Kanton Thurgau wurde argumentiert, dass man aus kulturellen Gründen zu den historischen Schreibweisen zurück kehren und eine Verhochdeutschung rückgängig machen wolle. Auch wenn eine Schreibweise Höhenwilen 1910 und 1920 in der Dufourkarte durchaus als Verhochdeutschung angesehen werden kann, darf das -en von Büren nicht als Verhochdeutschung angesehen werden, sondern sollte als allgemeine Schreibtradition betrachtet werden (vgl. auch Schreibung des stummen -n in Lokalnamen).
  • Der Umstand, dass ein Büren sogar in einer Karte 1:100'000 kartiert wird, führt zum Schluss, dass es sich um einen Namen mit mehr als nur lokalen Bedeutung handelt und gar nicht hätte geändert werden dürfen.

Datei:Phonetik Büren.jpg

  • Will man Büren in phonetischer Mundart schreiben, müssten diakritische Sonderzeichen wie oben abgebildet verwendet werden. Eine lautnahe Mundartschreibweise ohne Sonderzeichen ist die Schreibweise Büüre durchaus angebracht. Hätte man beim Übergang von der Siegfriedkarte in die Landeskarte (1957) mundartlich schreiben wollen, hätte man eine identische Mundartschreibweise Büren verwendet. Mit Weisungen 1948 wurde nicht eine reine Ortsmundart festgelegt, sondern eine kartengerechte Schreibweise, welche einfach zu lesen und zu schreiben ist und für die zu diesem Zweck spezielle Schreibregeln aufgestellt wurden, wie z.B. die Beibehaltung des stummen -n (vgl. hier). Im Kanton Thurgau hatte man die Grundsätze der Weisungen 1948 nicht beachtet: Diese Missstände können nur behoben werden, wenn bestimmte Grundsätze und Schreibregeln aufgestellt und befolgt werden. Diese Regeln bilden notgedrungen einen Kompromiss zwischen schriftsprachlicher, traditioneller und mundartlicher Schreibung und kommen in manchen Einzelheiten mehr den praktischen Bedürfnissen und dem sprachlichen Taktgefühl entgegen als wissenschaftlicher Folgerichtigkeit und strengen Prinzipien.


Wie geht es weiter?

Aus Renedaal wird Rennental

Renedaal Rennental.jpg

In der neuen zweisprachigen Thurgauer Wanderkarte ist Rennental (mit 2 -n) als neue Schreibweise für Renedaal vorgesehen. Die neue Schreibweise lehnt sich nicht an die Schreibweise der alten Landeskarte (1957 Renental), sondern an die Schreibweise der Siegfriedkarte (1945 Rennenthal), wobei thal durch die heutige Schreibweise tal ersetzt wird.

Da in der Thurgauer Wanderkate Büüren bereits wieder als Büren kartiert ist, wird davon ausgegangen, dass diese Schreibweise auch in Zukunft bestehen bleibt.

Zwar wurden im Kanton Thurgau beschlossen, die kurz vor 2000 geänderten Siedlungsnamen zurück zu ändern (vgl. hier), doch dürfte es lange dauern, bis die herkömmlichen Schreibweise in amtlichen Karten und Plänen publiziert sind. Zudem besteht eine Unsicherheit, welche Schreibweise die offizielle sein wird (Höhnwilen ?) und (Lanterswilen?). In der zweisprachigen Wanderkarte, wurde die Schreibweise Hääwiile und Lanterschwiile bisher belassen. Inzwischen werden die neuen Schreibweisen von anderen Karten übernommen, so z.B. Google maps.


Diese Art der Rückänderungen der Schreibweise ist bei den meisten Siedlungsnamen im Kanton Thurgau zu beobachten. Man geht nicht auf die Schreibweisen der alten Landeskarte zurück z.B. von Roopel auf Rotbüel (alte Landeskarte), sondern auf die Schreibweise der Siegfriedkarte 1945, wobei dort in den Namen noch übliche -th- weggelassen wird (anstelle Schreibweise Rothbühl aus der Siegriedkarte 1945, die Schreibweise Rotbühl. Es werden dabei Schreibweisen übernommen, welche sich allgemein in der Gebäudeadressierung etabliert haben.


Weitere Beispiele im Kanton Thurgau von Wilen und Wiile

Wilen Sitterdorf.jpg

Wiile Gemeinde Zihlschlacht-Sitterdorf Ausschnitt aus der neuen Wanderkarte; es ist geplant, dass aus Wiile wieder ein Wilen wird.


Wilen Illighausen.jpg

Wiile Gemeinde Lengwil Ausschnitt aus der neuen Wanderkarte; es ist geplant, dass aus Wiile wieder ein Wilen wird.


Neuwilen.jpg

Neuwilen, Obernüwile und Undernüwile Ausschnitt aus der Landeskarte; eine kartografisch etwas ungünstige Lösung


Im Kanton Thurgau werden künftig wahrscheinlich alle 3 Schreibvariaten Wilen, Wile und Wiile anzutreffen sein.


Siehe auch


Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell